Da ist im vergangenen Jahr bei einzelnen Produktionen immer wieder zu Verzögerungen kam, habe ich mich entschlossen, eine Checkliste für die Gestaltung von Webseiten zu schreiben und – das ist noch wichtiger als das Schreiben – diese Checkliste auch aktiv mit jedem neuen Kunden zu besprechen. Also hier: Was muss man bedenken, wenn man eine neue Webseite machen lassen möchte:
- Sind alle Unterlagen da?
Das sollte eigentlich eine sehr banale Frage sein, die man getrost mit “ja” beantworten können sollte. Sollte, könnte, müßte… Der liebe Konjunktiv. Bester Freund aller Webworker. ;) Geschätzte 99% aller Webprojekte beginnen OHNE, dass alle Unterlagen da sind. Der Kunde liefert die Texte später, das Logo wird noch entworfen… Inzwischen nehmen wir mal Platzhalter, das ist doch kein Problem, oder?NEIN, es ist ein Problem! Platzhalter sehen nun mal anders aus als die eigentlichen Bilder, Texte oder Grafiken. Wenn man Platzhalter nutzt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass es später, wenn die richtigen Unterlagen eintreffen, alles anders aussehen wird und somit Zusatzkosten entstehen, weil später Änderungen anfallen werden, die im Kostenvoranschlag nicht enthalten sind. Ansonsten spricht natürlich nichts gegen Platzhalter.
- Bilder: Sind die Bilder vollständig da, sind sie in der korrekten Größe und in korrekten Format abgespeichert? Ein 20MB Photoshopdokument mit 53 Ebenen, 300dpi und 20.000 Pixel Breite ist es NICHT. Auch Word und Powerpoint sind keine Programme, in denen Bilddateien geliefert werden sollten. Ja, man kann sie ebenso verwenden, wie die zuvor erwähnte Photoshopdatei. Aber sie müssen erst den Erfordernissen angepasst werden. Und das kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die nicht im Kostenvoranschlag enthalten ist.
- Texte: Sind alle Texte da? Gibt es eine Sitemap auf der klar und deutlich zu sehen ist, welcher Text zu welcher Seite gehört? SIE kennen IHR Projekt, an dem Sie vielleicht schon monatelang arbeiten, in- und auswendig. Ich aber nicht! Für mich ist es Neuland. Und je klarer die Zuweisung der Elemente geregelt ist, desto erfreulicher.
Und: Die Blindtexte hatten wir bereits erwähnt. Wenn wir zu Beginn mir Blindtexten arbeiten, dann müssen die Texte zwei Mal in das Layout eingepflegt werden. Wieder doppelte Kosten. Also wäre es wirklich empfehlenswert, die Texte gebrauchsfertig zu übergeben.
- Schriften: Welche Schriften werden für das Projekt verwendet?
Websichere Schriften – Also Schriften, die von jedem Browser auf jedem Betriebssystem korrekt dargestellt werden können – gibt es sehr wenige. Georgia, Verdana, Helvetica, Times New Roman, Arial und die allseits beliebte Comic Sans sind meines Wissens websicher. Wer anderen Schriften möchte kann:
– Google Fonts nutzen (https://fonts.google.com/)
– Freie Fonts nutzen. (Bei freien Fonts gibt es aber eine wichtige Sache zu bedenken, das erkläre ich noch)NICHT möglich ist es Fonts, die im Printbereich (z. B. in Photoshop) genutzt werden, einfach auf den Server zu laden. Dazu benötigt man eine Lizenz. Die ist nicht unbezahlbar, muss aber erst mal gekauft werden.
Wer freie Fonts nutzen möchte, oder eigene Fonts mitschicken möchte, muss bedenken, dass ich diese Fonts in 99% der Fälle erst in das korrekte Format bringen muss. Das ist nicht sehr schwer, aber machen muss man es eben.
- Responsives Design: Wird im Kostenvoranschlag nicht spezifisch dazu Stellung bezogen, dann liefere ich eine Umsetzung die auf Bildschirmen mit 1920 Pixel x 1200 Pixel perfekt aussieht. Responsives Design, dass auf allen Ausgabegeräten gut aussieht und funktioniert, muss bestellt werden! Es besteht die Möglichkeit, dass ich die responsiven Varianten mit dem Look&Feel der Desktopvariante selbst gestalte (das ist meistens kostengünstiger) oder es müssen exakte Definitionen für einzelne Gerätetypen/ Screengrößen erstellt werden. In dem Fall wäre es auch gut Photoshopvorlagen zu haben, die ich nutzen kann.
- Browser – Welche Browser und Betriebssysteme werden unterstützt? Um es vorweg zu nehmen: Es gibt inzwischen mehrere 1000 unterschiedliche Kombinationen von Browsern und Betriebssystemen. Ich kann sie beim besten Willen nicht alle überprüfen. Ein sinnvoller Kompromiss ist es, die gängigsten Systeme zu nutzen und dabei 98% aller Möglichkeiten abzudecken. Wenn die Tante Mitzi immer noch auf dem Netscape-Navigator unterwegs ist und der Onkel Poldi (als anerkannter Fachmann für Unterhaltungselektronik) sich seinen Browser selbst gebaut hat, ist das OK. Solche Sonderfälle kann ich aber nicht mit einem Standard-Paket abdecken. Wird nichts anderes vereinbart, werden meine Designs daher in folgenden Geräten/ Betriebssystemen/ Browsern korrekt wieder gegeben:
– Firefox (aktuellste und vorherige Version)
– Safari (aktuellste und vorherige Version)
– Chrome (aktuellste und vorherige Version)
– Internet Explorer 11 und neuere
– Edge (aktuelle Version)
Betriebssysteme: Alle Betriebssysteme von Apple und Microsoft der letzten 5 Jahre sowie Android können genutzt werden.
Alle Apple Geräte, alle Samsung Geräte und die meisten anderen Smarthones sollten die Webseiten korrekt darstellen. - Welche Mailadresse wird genutzt? Welches Kommunikationsboard?
Das suchen von Unterlagen ist ein beliebter Breitensport für Webdesigner. Um die Suchzeiten so gering wie möglich zu halten, möchte ich gerne mit jedem Kunden:
– ein Kommunikationsboard (z. B. Trello oder Meistertask) nutzen
– eine (und dann aber wirklich nur eine!) Mailadresse vereinbaren, die in dem Projekt genutzt werden kann. - Korrekturdurchgänge: Wie viele Korrekturdurchgänge sind im Kostenvoranschlag enthalten und was ist ein Korrekturdurchgang?
In meinen Kostenvoranschlägen sind normalerweise zwei Korrekturdurchgänge enthalten. Ein grober und ein detaillierter. Es kann zwischendurch immer wieder vorkommen, dass ich eine Meinung einhole um eine Detailfrage zu klären. Das ist aber kein Korrekturdurchgang. Ein Korrekturdurchgang ist es, wenn ich gemeinsam mit Grafik oder Auftraggeber die gesamte Webseite bespreche und Änderungswünsche notiere. Zwei Korrekturdurchgänge sind kostenlos, alle weiteren werden – ja nach Zeitaufwand – berechnet. - Korrekturdurchgänge II: Es gibt noch was, was ich zu den Korrekturen anmerken muss: Häufig sehen die Designs im Browser anders aus als in Photoshop. Das ist klar, denn in Photoshop ist alles statisch, im Browser dagegen, dynamisch. Außerdem rendert der Browser anders als Photoshop. Es liegt also auf der Hand, dass man gerne etwas ändern möchte. OK, dagen ist ja nichts einzuwenden und dazu gibt es die beiden Korrekturdurchläufe. Wenn zwischendurch immer wieder mal was geändert wird, dann ist auch hier das Chaos vorprogrammiert bzw. werden die Kosten explodieren. Daher: Änderungen sind natürlich möglich, aber am besten und am kostengünstigsten ist es die Änderungswünsche zentral, also NUR bei den beiden Korrekturdurchgängen zu deponieren. Da ist es dann auch einfach zu entscheiden ob die Korrekturen den Budgetrahmen sprengen oder nicht.
- Wer ist eigentlich der Auftraggeber, wer entscheidet, wer zahlt? An einem Webprojekt sind viele Personen beteiligt. Z. B. die Grafik, mit der ich am meisten zu besprechen habe und der Kunde, der am Ende alles zahlen soll. Hier ist Chaos vorprogrammiert, wenn nicht bestimmte, verbindliche Strukturen geschaffen werden. Die Grafik bestellt: Änderung über Änderung. Ich schufte, rödle, parabere…. Am Ende kriegt der Kunde die Rechnung und (dies allerdings kostenfrei ;)) vielleicht einen Herzinfarkt. Nö, das wollen wir nicht. Wir wollen auch nicht die Verantwortung im Kreis schieben. Nein. Hier müßen verbindliche Strukturen her. Was darf die Grafik bestellen? Was kann ich dann verechnen? Wer trägt die Verantwortung für entstehende Grauzonen?
Ich danke Ihnen für die hilfreiche Checkliste. So etwas kann man natürlich immer gut gebrauchen. Beim Webdesign sollte man nichts dem Zufall überlassen.